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Artgerechte Kaninchenhaltung

Mit dem Wissen über die artnahe Haltung von Kaninchen könnten wir einen ganzen Roman füllen. Um es jedoch einfacher zu halten, haben wir für dich eine kleine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte gesammelt. Uns geht es darum, dass auch Kleintiere nicht mehr so dermaßen unterschätzt werden sollen. Es sind fühlende Wesen, die in unserer Obhut mit Respekt behandelt werden müssen - wir tragen die Verantwortung.

Das Wichtigste in Kürze

Niemals alleine

Kaninchen sind sehr soziale Tiere und werden immer mindestens zu zweit gehalten. Eine Einzelhaltung stellt einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar und ist daher in Deutschland nicht zulässig.

Wir brauchen Platz

Die Grundfläche, auf der zwei Kaninchen gehalten werden, darf 6 qm nicht unterschreiten. Die Mindestmaße stehen dem Tier Tag und Nacht zu. Handelsübliche Käfige sind nicht geeignet.

Durchdachte Blinddates

Kaninchen werden immer auf neutralem Boden zusammengeführt. Eine Vergesellschaftung kann Tage bis Wochen dauern. Es ist ein Irrglaube, dass sich Kaninchen durch ein Gitter kennenlernen sollen. Wir beraten gerne.

Lecker und gesund

Als Ernährung eignet sich ausschließlich Frischfutter und Heu. In den Wintermonaten bietet sich ein breites Spektrum an Kohl und Salaten aus dem Supermarkt an. In den Sommermonaten kannst du viel Geld sparen und draußen unzählige Wildkräuter und Zweige sammeln.

Home, sweet home

Neben einer freien Lauffläche sollte das Gehege mit abwechslungsreicher Einrichtung ausgestattet sein, wie Beispielsweise Tunnel, Hütten mit zwei Ein- und Ausgängen, Etagen, Heuraufen, Toilettenecken, Buddelkisten etc.

Gesundheit

Der regelmäßige Gang zum Tierarzt sollte selbstverständlich sein. Kaninchen werden je nach Impfstoff alle halbe oder jedes Jahr gegen Myxomatose sowie RHD I + II geimpft. Krallenpflege und Zahnkontrollen sind genauso wichtig.

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Füttern – aber richtig.

Kaninchen zählen zu den Blattfressern (Folivore) und ähneln ihren Vorfahren aufgrund der kurzen Domestifikationszeit noch stark, besonders was die Ernährung betrifft. Auf dem Speiseplan stehen in erster Linie Blattspitzen, frisches Grün und auch Knospen. Aus diesem Grund sollte der Hauptbestandteil deiner Kaninchen ebenfalls aus frischem Grünfutter bestehen. Heu sowie Wasser aus dem Napf(!) sollte rund um die Uhr zur Verfügung stehen.

Ab dem Frühjahr, wenn die Pflanzenvielfalt erblüht, bis zum späten Herbst, bietet es sich an in der Natur pflücken zu gehen. Das ist für dich als Halter nicht nur kostenfrei, es ist auch die gesündeste Ernährung für dein Kaninchen.

In den kalten Wintermonaten findet man dagegen nicht mehr ganz so viel im Freien und kann dann auf Grünfutter aus dem Supermarkt zurückgreifen: Chinakohl, Spitzkohl, Grünkohl, Fenchelgrün, Blumenkohlblätter, Wirsing, Endivie, Frisée, Zuckerhut, Petersilie, Dill, Koreander, Karottengrün und weiteres Blattgemüse darf dann langsam angefüttert werden.

Es sollte immer eine vielfältige Auswahl an Grünfutter im Gehege liegen und bei der nächsten Fütterung noch etwas übrig sein.

Handelsübliches Trockenfutter ist schädlich: Das Kauen der harten Pellets erzwingt ein unnatürliches Kauverhalten, wobei sich die Zähne der Kaninchen nicht sachgemäß abreiben und es schnell zu Zahnfehlstellungen kommen kann. Außerdem löst sich das Futter nicht auf und fördert so Verdauungsstörungen und Verstopfungen. Schaut man auf die Inhaltsstoffe der meisten "bunten Tüten", findet man neben gesundheitsschädlichem Getreide auch industriellen Zucker.

Wir verweisen hier auch gerne auf die Futterlisten von Viola auf www.kaninchenwiese.de. (unbezahlte Werbung)

Welche Kosten kommen auf dich zu?

Im groben kann man die Kosten in drei Bereiche aufteilen: Anschaffungskosten, laufende monatliche Kosten und zusätzliche Kosten. Wir möchten dir hier eine grobe Richtung geben, basierend auf eigenen Erfahrungswerten. Alle Angaben ohne Gewähr.

Anschaffungskosten

Richtig wäre es geimpfte, gesunde und parasitenfreie Kaninchen zu adoptieren. Männliche Tiere sollten zudem immer kastriert sein. Ist das gegeben, kann man für zwei Tiere mit 100 bis 200 € rechnen.

Für ein mardersicheres Außengehege mit Volierendraht in geeigneter Größe und mit Schutzhaus, kommen gut und gerne über 200 € zusammen.

Bei einem Innengehege mit einem Zaun und PVC-Boden solltest du 100 bis 150 €einkalkulieren.

Zubehör wie Heuraufen, Trink- und Futternäpfe, Buddelkisten, Tunnel und Häuser etc. können mit etwa 100 € und mehr ins Gewicht fallen.

Insgesamt belaufen sich die Anschaffungskosten also auf mindestens 450 Euro.

Monatliche Kosten

Zu den laufenden Kosten zählen Futter und Einstreu. Ein großer Ballen Einstreu für Pferde liegt mittlerweile bei 18,00 € (Stand: November 2022). Damit kommst du eine Weile hin, je nachdem wie groß der eingestreute Teil im Gehege ist.

Das Futter fällt mehr ins Gewicht, wenn man nicht pflücken gehen möchte oder im Winter nichts mehr findet. Hier kannst du mit 2,00 € pro Tag und Tier planen.

Möchtest du deinen Kaninchen Abwechlung im Alltag bieten, gibt es verschiedenes Zubehör, wie Heubälle, Intelligenzspielzeuge, Tunnel, Futterbäume und vieles mehr. Hier fallen die Preise ganz unterschiedlich aus.

Zusätzliche Kosten

Ein Kaninchen kann im Krankheitsfall Kosten im drei- bis vierstelligen Bereich verursachen. Unzählige Krankheitsbilder machen vielen Kaninchen das Leben unnötig schwer. Zu erwähnen sind hier beispielsweise auch rassetypische Erkrankungen, die nicht selten bei vermeindlich gesunden Tieren zum Vorschein kommen - oder eben auch nicht.

Außerdem sollten Kaninchen zwingend geimpft werden. Pro Tier und Jahr bzw halbjährlich sind das Kosten in Höhe von 40,00 € bis 60,00 €.

Um frühzeitig Krankheiten vorbeugen zu können empfiehlt sich außerdem mindestens ein- bis zweimal jährlich eine Kotprobe beim Tierarzt abzugeben. Die Kosten liegen hier bei ungefähr 15,00 €.

Eine Übersicht zur Schutzimpfung

Impfungen für deine Kaninchen sind absolute Pflicht. Viele Halter denken leider noch, dass Kaninchen in Innenhaltung den Viren nicht ausgesetzt seien. Doch das ist falsch. Der Virus wird von Wildkaninchen übertragen und kann von überall mit "eingeschleppt" werden: an deinen Schuhen, deiner Kleidung, im Heu (egal woher es kommt) und sogar im Gemüse und Salat aus dem Supermarkt. Deine Kaninchen sind nur geschützt, wenn sie regelmäßig (!) von einem fachkundigen Tierarzt geimpft werden.

Bitte lasse dir beim Kauf eines Kaninchens auch immer den aktuellen Impfpass zeigen. Wir haben schon häufig erlebt, dass einige Züchter selber impfen und dann keinen Nachweis vorlegen können. Hier ist immer Vorsicht geboten, denn man weiß nie, ob ausreichend und mit dem richtigen Impfstoff geimpft wurde. Und ganz nebenbei: ob es tatsächlich der Wahrheit entspricht.

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Kaninchen vergesellschaften

Leider werden Vergesellschaftungen häufig noch falsch durchgeführt und sind von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Selbst wenn diese Technik schonmal bei euch oder wem anderes funktioniert hat: Bitte trennt die Tiere nicht durch Gitter voneinander! Es mag sein, dass sich manche Kaninchen das gefallen lassen und einfach ein ruhiges Gemüt haben. Doch stellt man bei einer Vergesellschaftung ein Gitter zwischen Kaninchen, so baut sich innerlich Frust auf. Kaninchen müssen sich zwingend berammeln, sich gegenseitig jagen und zwicken können. Das ist natürliches Verhalten untereinander und sollte nicht unterbunden werden.

So sollte eine vernünftige Vergesellschaftung ablaufen:

  • Neutraler Boden

    Suche dir einen Ort aus, den noch keines der Kaninchen kennt. Badezimmer oder saubere Kellerräume haben sich oft als praktisch erwiesen, da man diese gut reinigen kann. Es muss ein sicherer Raum sein, wo die Tiere Tag und Nacht sicher vor Fressfeinden sind. Bei zwei Kaninchen sind 6qm ideal, bei weiteren sollte es mehr Platz sein. Der Bereich darf weder zu groß, noch zu klein sein.

  • Die Einrichtung

    Verteile am besten an verschiedenen Stellen Grünfutter, Heu und auch mehrere Näpfe mit Wasser. Schneide mind. zwei Ein- und Ausgänge in große Kartons, die die Kaninchen als Verstecke nutzen können. Achte auf einen rutschfesten Boden und lege bei Bedarf alte Teppiche aus.

  • Das Kennen­lernen

    Kurz vorweg: Bitte vergewissere dich, dass die männlichen Tiere kastriert sind und dass vermeindlich weibliche Tiere auch wirklich weibliche Tiere sind! Ist das der Fall, kann es los gehen: Setze anschließend alle Kaninchen, die vergesellschaftet werden sollen, gleichzeitig in das neutrale Gehege. Sie werden höchstwahrscheinlich erstmal das neue Gehege erkunden, bevor sie die neuen Artgenossen entdecken.

  • Let´s fetz

    Es kann durchaus kunterbunt zugehen: es wird gejagt, gezwickt, gegenseitig berammelt und geschnuppert. Bitte lass auch dabei deine Tiere in Ruhe und beobachte das Geschehen. Zwicken ist in ordnung, nur blutig darf es nicht werden. Wird ein Tier verletzt, sollte die Vergesellschaftung abgebrochen werden.

  • Hab Geduld

    Eine Vergesellschaftung kann mit Glück wenige Tage dauern und mit Pech mehrere Wochen. Ob sich alle gut verstehen, erkennst du daran, dass jedes Kaninchen jedes andere putzt und alle gemeinsam am selben Futterhaufen mümmeln, ohne dass sich noch gejagt wird. Beobachte alle Kaninchen genau und schaue, ob sich jedes einzelne wohl fühlt.

  • Gehege­reinigung

    In der Zeit, wo sich deine Kanichen in der Vergesellschaftung befinden, kannst du das "ursprüngliche" Kaninchengehege reinigen. Schrubbe bestenfalls die Einrichtungsgegenstände, den Boden und die Wände mit Essigwasser ab. Das neutralisiert "alte" Gerüche. Stelle die Einrichtung auch ein wenig um, sodass die bisherigen Bewohner es weniger wiedererkennen.

  • Zusammen­führung geglückt?

    Hast du den Eindruck, dass sich die Kaninchen allesamt verstehen, kannst du sie ins ursprüngliche Gehege setzen. Auch hier solltest du alle gleichzeitig hineinsetzen und anschließend mindestens eine halbe Stunde beobachten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die Kaninchen auch hier noch einmal jagen, zwicken und berammeln. Doch durch die vorher richtig durchgeführte Vergesellschaftung, fällt das jetzt weitaus schwächer aus. Schon bald dürfte sich die Rangordnung geklärt haben und die Tiere friedlich beisammen sitzen.

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